Der im Jahr 2000 errichtete zweigruppige Kindergarten am ehemaligen Stadtgraben der historischen Altstadt von Marktbreit musste zur Deckung des Bedarfs durch zwei Krippengruppen und einer weiteren Kindergartengruppe vergrößert werden. Hierzu war eine bauliche Erweiterung erforderlich. Das benachbarte historische Kaufmannshaus aus der Mitte des 19. Jh. wurde hierfür instandgesetzt, umgebaut, modernisiert und durch einen einstöckigen Verbindungsbau mit dem Bestandskindergarten verbunden. Im Verbindungsbau mit flachem Gründach wurde der neue Haupteingang für beide Gebäude und eine zusätzliche Garderobe untergebracht.
Im Bestandskindergarten wurde die Garderobe umgebaut und ein neuer, halboffener Speiseraum geschaffen, der bei Bedarf durch eigens entworfene bewegliche Raumteilermöbel vom Erschließungsbereich abgetrennt werden kann.
Das ehemalige Kaufmannshaus war zuvor überwiegend mit Mietwohnungen belegt. Die Haustechnik war überaltert, die Baukonstruktion im Innern mangelhaft und durch Umbauten in den 1960er Jahren gestalterisch beeinträchtigt. Die Nutzungsänderung führte zudem zu höheren Anforderungen an die Tragfähigkeit. In dem Gebäude mit 3 Vollgeschossen, Teilunterkellerung mit Gewölbekeller, ausgebauten Dachgeschoss und klassizistischem Belvedere mit Dachterrasse im 2. Dachgeschoss wurden 2 Krippengruppen, 1 Kindergartengruppe und 1 Hortgruppe sowie zusätzliche Personal-, Bertriebs- und Förderräume untergebracht.
Das gesamte Gebäude, bis auf das Belvedere, musste durch einen neuen Aufzug und ein neues, brandschutzkonformes Treppenhaus rollstuhlgerecht erschlossen werden. Die vorhandene Treppe aus den 1960er Jahren konnte die Anforderungen nicht erfüllen. Ein zweiter baulicher Rettungsweg musste als Stahltreppe außen bis zur Dachterrasse hochgeführt werden. Der extrem schlechte Baugrund im ehemaligen Stadtgraben machte aufwändige Nachgründungen erforderlich und auch das bestehende Tragwerk im Innern musste umfangreich ertüchtigt werden.
In enger Zusammenarbeit mit dem Kindergarten wurden die Gruppen-, Sanitär- und anderen Funktionsbereiche konzipiert und ausgestattet. Es wurde besonderen Wert auf vielfältige Raumerlebnisse, viel Bewegungsraum und einfache, aber robuste nachhaltige Materialien gelegt. Der Außenbau wurde denkmalgerecht instandgesetzt und hat seine gestalterische, die Silhouette von Marktbreit mitprägende Qualität wieder zurückgewonnen.
Die Heizwärmeversorgung erfolgt überwiegend regenerativ über eine Grundwasser-Wärmepumpe mit Saug- und Schluckbrunnen. Solarthermie und PV waren nicht zulässig. Die Wärmeverteilung erfolgt durch Niedertemperatur-Flächenheizungen. Die Gruppen werden einzeln durch dezentrale Lüftungsgeräte belüftet.
Der neu hinzugewonnene Außenbereich wurde durch eine Treppenanlage nach historischem Vorbild an das Gebäude angeschlossen und ist auch barrierefrei erreichbar. Es wurde ein getrennter Bereich für die Krippenkinder mit altersgerechten Spielangeboten geschaffen. Ausstattung und Bepflanzung wurden mitgeplant. Ein Spielhaus dient zusätzlich als versteckter Schuppen für die temporär genutzte Außenmöblierung. Die historische Gartenmauer wurde wiederhergestellt.